Elliott Wellen Lernen: Ihr Guide für erfolgreiche Chartanalyse

Wer Elliott Wellen lernen will, bekommt ein starkes Werkzeug an die Hand, um die Psychologie hinter den Märkten zu entschlüsseln. Die ganze Theorie baut auf einer simplen, aber genialen Idee auf: Die kollektiven Emotionen der Trader, also das ständige Auf und Ab zwischen Optimismus und Pessimismus, hinterlassen auf den Charts wiederkehrende und damit vorhersagbare Muster.

Die Psychologie hinter den Krypto-Marktmustern

Schon mal gefragt, warum sich die Kurse von Bitcoin, Ethereum und Co. oft in so klar erkennbaren Wellen bewegen? Das ist kein Zufall, sondern reine Massenpsychologie. Die Elliott-Wellen-Theorie, die schon in den 1930ern entwickelt wurde, gibt uns einen faszinierenden Rahmen, um genau diese Bewegungen zu verstehen. Ihre Kernaussage: Märkte sind nicht chaotisch, sondern folgen einer inneren Ordnung.

Und was treibt diese Ordnung an? Ganz einfach die emotionalen Zyklen der Marktteilnehmer:

  • Optimismus und Gier: Diese Gefühle schieben die Kurse in sogenannten Impulswellen nach oben.
  • Angst und Unsicherheit: Diese führen zu Korrekturwellen, in denen der Markt mal kurz durchatmet oder Gewinne mitgenommen werden.

Gerade in den extrem volatilen und oft von der allgemeinen Stimmung getriebenen Kryptomärkten ist dieses Konzept goldwert. Es hilft dabei, über das reine Bauchgefühl hinauszukommen und Handelsentscheidungen auf ein solideres Fundament zu stellen.

Das Fundament der Wellenanalyse

Die Theorie stammt von Ralph Nelson Elliott, der sie bereits 1938 vorstellte. Seine zentrale Beobachtung war, dass sich die Bewegungen an den Finanzmärkten in ganz bestimmten Mustern wiederholen. Diese Muster, so seine These, stehen in direktem Zusammenhang mit dem kollektiven Wechsel der Anlegerstimmung. Interessanterweise folgen diese Abfolgen oft den Prinzipien der Fibonacci-Folge und des Goldenen Schnitts. Wenn Sie tiefer in die Geschichte eintauchen möchten, finden Sie in diesem umfassenden Überblick auf Wikipedia mehr dazu.

Ein entscheidender Punkt: Die Elliott-Wellen-Theorie ist fraktal. Das bedeutet, dass sich dieselben Grundmuster, die Sie auf einem Wochenchart sehen, auch auf einem 5-Minuten-Chart wiederfinden. Genau diese Skalierbarkeit macht sie so vielseitig – egal, ob Sie Daytrader oder langfristiger Investor sind.

Die folgende Grafik veranschaulicht das grundlegende 5-3-Muster, das wirklich das Herzstück der gesamten Theorie ist.

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Was Sie hier sehen, ist ein kompletter Zyklus: Fünf Wellen (1-5) bewegen sich in Richtung des übergeordneten Trends, danach folgen drei Korrekturwellen (A-B-C) gegen diesen Trend. Diese Struktur zu verstehen, ist der allererste und wichtigste Schritt, wenn Sie Elliott Wellen lernen und sie im Krypto-Markt nutzen wollen, um potenzielle Trendwenden oder Fortsetzungen frühzeitig zu erkennen.

Den 5-3 Marktzyklus in der Praxis erkennen

Wer die Elliott-Wellen-Theorie meistern will, muss bei den Grundlagen anfangen. Und das absolute Herzstück ist der sogenannte 5-3-Zyklus. Im Grunde genommen beschreibt dieses Muster einen vollständigen Marktimpuls – von seinem Beginn über seine Reife bis hin zur unvermeidlichen Korrektur.

Jeder Trend, egal ob groß oder klein, folgt diesem Rhythmus. Man kann es sich fast wie das Ein- und Ausatmen des Marktes vorstellen. Zuerst gibt es eine starke Bewegung in eine Richtung, gefolgt von einer Phase der Konsolidierung, in der neue Kraft gesammelt wird. Genau diese beiden Phasen – Impuls und Korrektur – bilden zusammen den 5-3-Zyklus.

Die Impulsphase: Fünf Wellen in Trendrichtung

Die Impulsphase ist der Motor eines jeden Trends. Sie besteht immer aus fünf klar definierten Wellen, die den Markt in die Hauptrichtung treiben. Man zählt sie einfach von 1 bis 5. In einem Bullenmarkt sehen wir drei Aufwärtsbewegungen (Wellen 1, 3, 5), unterbrochen von zwei kleineren Gegenbewegungen (Wellen 2, 4).

  • Welle 1: Das ist der erste Funke. Oft entsteht diese Bewegung aus einer Bodenbildung heraus, wenn die meisten Marktteilnehmer noch skeptisch sind. Viele erkennen hier noch keinen neuen Trend.
  • Welle 2: Eine natürliche Korrektur. Sie korrigiert einen Teil von Welle 1, darf aber niemals unter deren Startpunkt fallen. Fällt sie tiefer, war die Zählung von Anfang an falsch.
  • Welle 3: Hier kommt die Masse ins Spiel. Diese Welle ist fast immer die längste und dynamischste. Der Trend wird für alle offensichtlich, das Handelsvolumen explodiert und die Gier übernimmt das Ruder.
  • Welle 4: Eine Verschnaufpause. Nach der starken Bewegung von Welle 3 konsolidiert der Markt. Diese Korrektur ist oft komplexer und seitwärts gerichtet.
  • Welle 5: Der letzte Vorstoß. Die Euphorie erreicht oft ihren Höhepunkt, aber die Bewegung selbst hat nicht mehr die Kraft von Welle 3. Hier steigen oft die Letzten ein, kurz bevor der Trend kippt.

Tipp aus der Praxis: Achten Sie auf eine Bewegung, die mit enormer Kraft und hohem Volumen auf eine erste, eher zaghafte Bewegung folgt. Das ist mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Welle 3 – der Teil des Trends, in dem das meiste Geld verdient wird.

Die Korrekturphase: Drei Wellen gegen den Trend

Kein Trend währt ewig. Nach den fünf Impulswellen ist die Luft erst einmal raus und eine Korrekturphase setzt ein. Diese läuft dem vorherrschenden Trend entgegen und entfaltet sich typischerweise in drei Wellen, die wir mit den Buchstaben A, B und C bezeichnen.

Gerade für Einsteiger ist diese Phase oft tückisch, weil die Muster stark variieren können und die Emotionen hochkochen.

In einem Bullenmarkt würde eine typische A-B-C-Korrektur so aussehen:

  • Welle A: Der erste Schock. Der Kurs fällt spürbar, aber viele werten das noch als harmlose Gewinnmitnahme im Aufwärtstrend.
  • Welle B: Die Bullenfalle. Eine trügerische Erholung, die viele glauben lässt, der Aufwärtstrend ginge weiter. Oft wird hier nochmal nachgekauft, bevor der Kurs erneut nach unten dreht. Diese Welle erreicht aber fast nie das vorherige Hoch von Welle 5.
  • Welle C: Der letzte Ausverkauf. Dies ist oft die stärkste Abwärtswelle der Korrektur. Spätestens jetzt wird den meisten klar, dass es sich um mehr als nur eine kleine Pause handelt, und Panik kann sich breitmachen.

Ein perfektes Beispiel aus der Praxis war der Bitcoin-Bullenmarkt 2021. Die gewaltigen Anstiege ließen sich wunderbar in fünf Impulswellen unterteilen. Der anschließende Bärenmarkt von 2022 zeigte dann ein lehrbuchreifes A-B-C-Muster, das einen Großteil der Gewinne wieder einkassierte, bevor ein neuer Zyklus starten konnte. Wer diese Phasen erkennt, versteht die Psychologie der Masse viel besser – und läuft nicht Gefahr, aus Euphorie am Gipfel zu kaufen oder aus Panik am Tiefpunkt zu verkaufen.

Die fundamentalen Regeln und Richtlinien meistern

Wer die Elliott-Wellen-Theorie lernen will, muss bei den Grundlagen anfangen: den Regeln. Ohne sie ist jede Wellenzählung reines Glücksspiel. Das Gute daran ist, dass es nur drei unumstößliche Gesetze gibt. Sie sind das Fundament, das Ihren Analysen Struktur und Gültigkeit verleiht.

Diese Regeln sind absolut nicht verhandelbar. Wird auch nur eine einzige davon verletzt, ist Ihre gesamte Zählung hinfällig und Sie müssen von vorne beginnen. Sehen Sie sie als Ihr Sicherheitsnetz, das Sie vor teuren Fehlinterpretationen schützt.

Die drei unumstößlichen Gesetze

Schauen wir uns diese drei Kardinalregeln für die Impulswellen (die 1-2-3-4-5-Sequenz) mal genauer an. Sie wirklich zu verinnerlichen, ist der entscheidende Schritt weg vom Raten hin zu einer fundierten Analyse.

  • Regel 1: Welle 2 darf niemals mehr als 100 % von Welle 1 korrigieren. Das heißt ganz einfach: Der Kurs darf nach dem ersten Aufwärtsimpuls (Welle 1) in der anschließenden Korrektur (Welle 2) niemals unter den Startpunkt von Welle 1 fallen. Passiert das doch, war es wohl doch kein neuer Trend.
  • Regel 2: Welle 3 ist niemals die kürzeste der drei Impulswellen (1, 3 und 5). Oft ist die Welle 3 die längste und dynamischste Bewegung – das Herzstück des Trends. Aber sie muss es nicht sein. Wichtig ist nur: Sie darf niemals die kürzeste sein. Diese Regel hilft ungemein dabei, die stärkste Phase eines Trends richtig zu erkennen.
  • Regel 3: Welle 4 darf niemals in das Preisgebiet von Welle 1 eindringen. Die Korrekturwelle 4 muss immer über dem Hochpunkt von Welle 1 enden. Gibt es hier eine Überschneidung, handelt es sich sehr wahrscheinlich nicht um eine klassische 1-2-3-4-5-Struktur, sondern um ein komplexeres Korrekturmuster.

Aus der Praxis: Diese Regeln gelten eisern für Impulswellen. Es gibt aber Ausnahmen, zum Beispiel bei sogenannten Diagonalwellen. Dort kann die dritte Regel (keine Überschneidung von Welle 4 und 1) aufgeweicht werden. Für den Anfang sollten Sie sich aber voll und ganz auf die klassischen Impulsstrukturen konzentrieren.

Flexibilität durch Richtlinien gewinnen

Neben den festen Regeln gibt es noch eine ganze Reihe von Richtlinien. Man könnte sie als "Faustregeln" bezeichnen. Sie sind nicht zwingend, beschreiben aber Szenarien, die in der Praxis sehr häufig auftreten. Sie geben Ihrer Analyse den nötigen Feinschliff und helfen, wenn eine Zählung mal nicht ganz eindeutig ist.

Eine der nützlichsten Richtlinien ist das Prinzip der Alternierung. Es besagt, dass die beiden Korrekturwellen innerhalb eines Impulses – also Welle 2 und Welle 4 – in der Regel eine unterschiedliche Form annehmen.

  • Ist Welle 2 eine scharfe und schnelle Korrektur (z. B. ein einfacher Zickzack), dann wird Welle 4 wahrscheinlich eine seitwärts gerichtete und zeitlich längere Korrektur sein (etwa ein Dreieck oder eine flache Korrektur).
  • Das Ganze funktioniert auch umgekehrt: War Welle 2 eine langwierige Seitwärtsphase, fällt Welle 4 tendenziell kurz und heftig aus.

Dieses Wissen ist Gold wert, denn es hilft Ihnen, die Art der nächsten Korrektur besser einzuschätzen. Wenn Sie zum Beispiel eine schnelle Welle 2 gesehen haben, können Sie sich mental darauf einstellen, dass Welle 4 wahrscheinlich mehr Geduld erfordern wird.


Um den Unterschied klarzumachen, hier eine kurze Gegenüberstellung:

Unterschied zwischen Regeln und Richtlinien der Elliott-Wellen-Theorie

Diese Tabelle verdeutlicht den fundamentalen Unterschied zwischen den festen Regeln, die immer gelten müssen, und den flexiblen Richtlinien, die wahrscheinliche Szenarien aufzeigen.

Merkmal Regeln (Unveränderlich) Richtlinien (Flexibel)
Gültigkeit Müssen immer eingehalten werden. Eine Verletzung macht die Zählung ungültig. Beschreiben wahrscheinliche Tendenzen, sind aber nicht zwingend.
Zweck Definieren die Struktur und validieren eine Wellenzählung. Helfen bei der Prognose und lösen Mehrdeutigkeiten auf.
Anwendung Dienen als harte Kriterien zur Überprüfung Ihrer Analyse. Geben Hinweise auf die wahrscheinliche Form und Dauer zukünftiger Wellen.
Beispiel Welle 3 ist nie die kürzeste. Prinzip der Alternierung (scharfe Korrektur vs. Seitwärtskorrektur).

Kurz gesagt: Regeln sagen Ihnen, was nicht sein darf. Richtlinien geben Ihnen einen Anhaltspunkt, was wahrscheinlich passieren wird. Beide zusammen sind ein unschlagbares Team für Ihre Chartanalyse.


Das folgende Bild veranschaulicht perfekt die fraktale Natur der Wellen – also wie sich dieselben Muster auf verschiedenen Zeitebenen wiederholen.

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Die Grafik zeigt, wie eine große Primärwelle aus kleineren Wellen besteht, die wiederum aus noch kleineren Wellen zusammengesetzt sind. Das Schöne daran ist: Die Regeln und Richtlinien, die wir gerade besprochen haben, gelten auf jeder einzelnen dieser Ebenen.

Fibonacci-Beziehungen zur Präzisierung Ihrer Analyse

Wenn man sich eine Weile mit Elliott-Wellen beschäftigt, merkt man schnell: Die reine Wellenzählung lässt oft zu viel Spielraum für Interpretationen. Genau hier kommt das mächtigste Werkzeug ins Spiel, um aus einer vagen Einschätzung eine messbare Strategie zu machen: die Fibonacci-Zahlen. Die Verbindung zwischen den Wellenmustern und den Fibonacci-Verhältnissen ist so eng, dass viele sie als das mathematische Rückgrat der gesamten Theorie betrachten.

Durch die Kombination beider Ansätze können Sie endlich konkrete Preisbereiche für das Ende von Korrektur- und Impulswellen definieren. Statt also nur zu raten, wo Welle 2 enden könnte, nutzen Sie Fibonacci-Retracements, um statistisch wahrscheinliche Zonen zu identifizieren. Das gibt Ihnen klare Bereiche an die Hand, in denen sich Einstiege oder Ausstiege lohnen könnten.

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Korrekturen mit Fibonacci Retracements messen

Die erste praktische Fähigkeit, die Sie beherrschen sollten, ist die Vermessung der Korrekturwellen 2 und 4. Dafür schnappen wir uns das Fibonacci-Retracement-Tool, das in jeder gängigen Charting-Software wie TradingView zu finden ist. Im Grunde wollen wir damit herausfinden, wie tief eine Korrektur im Verhältnis zur vorherigen Impulswelle verläuft.

Ein paar Level haben sich in der Praxis als besonders zuverlässig erwiesen:

  • Welle 2: Diese erste Korrektur neigt dazu, tief zu auszufallen, da der anfängliche Optimismus noch auf wackeligen Beinen steht. Sie korrigiert oft 50 %, 61,8 % oder sogar 78,6 % der vorherigen Welle 1. Ein Retracement zum 0.618-Level ist hier der absolute Klassiker.
  • Welle 4: Gemäß dem Prinzip der Alternierung ist diese Korrektur meistens flacher als Welle 2. Sie endet typischerweise im Bereich des 38,2 %-Retracements von Welle 3. Manchmal geht es auch bis zur 50-%-Marke, aber tiefer wird es nur selten.

Stellen Sie sich vor, Bitcoin schließt eine starke Welle 1 bei 50.000 € ab. Um das potenzielle Ende von Welle 2 zu finden, ziehen Sie Ihr Fibonacci-Tool vom Startpunkt der Welle 1 bis zu ihrem Hochpunkt. Die Level bei 40.000 € (50 % Retracement) und 38.180 € (61,8 % Retracement) wären jetzt Ihre primären Beobachtungszonen. Hier halten Sie Ausschau nach Anzeichen für eine Trendwende.

Kursziele mit Fibonacci Extensions projizieren

Während uns Retracements verraten, wie tief eine Korrektur gehen könnte, helfen uns Fibonacci-Extensions, Kursziele für die kommenden Impulswellen zu projizieren. Sie beantworten die Frage: „Wie weit könnte die nächste Bewegung nach oben laufen?“

Das ist besonders wertvoll, um Gewinnziele (Take-Profits) für Welle 3 und Welle 5 festzulegen.

  • Welle 3: Als die oft stärkste und längste Welle erreicht sie häufig das 1.618-fache der Länge von Welle 1. Fällt der Impuls etwas schwächer aus, können auch das 1.000er- oder 1.272er-Level als Ziel dienen. In extrem bullischen Phasen sind sogar 2.618 und mehr drin.
  • Welle 5: Die letzte Impulswelle hat eine etwas andere Dynamik. Sie ist oft genauso lang wie Welle 1 (entspricht einer 1.000-Extension) oder erreicht 61,8 % der Gesamtlänge von Welle 1 bis 3.

Tipp aus der Praxis: Die präziseste Methode, um das Ziel von Welle 3 zu projizieren, ist die Anwendung des Extension-Tools vom Start von Welle 1 über das Ende von Welle 1 bis zum Ende von Welle 2. Das 1.618-Level, das dieses Tool anzeigt, ist ein unglaublich verlässliches Ziel für das Ende von Welle 3 – das gilt für viele Märkte, aber ganz besonders für Kryptowährungen.

Wenn Sie diese Fibonacci-Beziehungen konsequent anwenden, verwandeln Sie Ihre Elliott-Wellen-Analyse von einer reinen Kunst in ein präzises Prognoseinstrument. Sie definieren nicht nur die wahrscheinliche Richtung des Marktes, sondern auch die wahrscheinlichsten Preiszonen, an denen es zu Wendepunkten kommt.

Ihre erste Elliott-Wellen-Analyse im Krypto-Chart

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Genug der grauen Theorie, jetzt geht's ans Eingemachte. Wir nehmen uns einen echten Chart vor und wenden unser Wissen praktisch an. Dieser Abschnitt ist Ihr persönlicher Workshop, um das Gelernte zu festigen und Ihre erste eigene Analyse auf die Beine zu stellen.

Stellen Sie sich vor, wir öffnen einen sauberen Chart, zum Beispiel den Tageschart von Bitcoin (BTC/USD). Unser Ziel ist es, eine schlüssige Wellenzählung von Anfang bis Ende zu erstellen – und zwar nicht durch Raten, sondern mit System.

Den richtigen Startpunkt finden

Eine der ersten Hürden ist oft, den passenden Startpunkt für die Welle 1 zu lokalisieren. Wo fängt man überhaupt an? Suchen Sie nach einem markanten Tiefpunkt, der typischerweise auf eine längere Korrekturphase oder sogar einen Bärenmarkt gefolgt ist. Genau dieser Punkt markiert oft das Ende einer vorherigen A-B-C-Korrektur und leitet den Beginn eines neuen, übergeordneten Impulses ein.

Ein guter Startpunkt geht meist mit einer spürbaren Veränderung der Marktstimmung einher. Es muss nicht zwingend der absolut tiefste Punkt sein, aber es sollte ein klares Preistief sein, von dem aus eine starke, überzeugende Aufwärtsbewegung startet.

Die Wellen zählen und validieren

Haben Sie einen vielversprechenden Startpunkt für Welle 1 im Visier, beginnt die eigentliche Zählarbeit. Jetzt arbeiten Sie sich von Welle zu Welle vor und gleichen Ihre Zählung permanent mit den drei unumstößlichen Regeln ab.

  1. Erster Impuls (Welle 1): Markieren Sie die erste Aufwärtsbewegung. Das ist Ihr Fundament.
  2. Erste Korrektur (Welle 2): Prüfen Sie kritisch: Fällt der Kurs unter den Startpunkt von Welle 1? Falls ja, ist die Zählung hinfällig. Ziehen Sie ein Fibonacci-Retracement vom Tief zum Hoch der Welle 1. Aus Erfahrung weiß ich, dass eine typische Welle 2 oft im Bereich des 61,8 %-Levels endet.
  3. Stärkster Impuls (Welle 3): Hier erwarten wir Kraft und Dynamik. Diese Bewegung sollte sich stark und ausgedehnt anfühlen. Messen Sie die Länge im Vergleich zur Welle 1. Denken Sie daran: Welle 3 darf niemals die kürzeste Impulswelle sein.
  4. Zweite Korrektur (Welle 4): Jetzt kommt die wichtigste Regel ins Spiel: Das Tief der Welle 4 darf nicht in das Preisgebiet von Welle 1 eintauchen. Diese Korrektur ist oft flacher und seitwärts gerichtet im Vergleich zur Welle 2 und findet ihr Ende häufig beim 38,2 %-Retracement der Welle 3.
  5. Letzter Impuls (Welle 5): Diese Welle vervollständigt den fünfteiligen Aufwärtsimpuls, oft begleitet von Euphorie im Markt.

Der Umgang mit Unsicherheit: Es wird Momente geben, da ist eine Zählung einfach nicht glasklar. Genau hier trennt sich die Spreu vom Weizen. Professionelle Analysten arbeiten in solchen Fällen mit alternativen Zählungen (Alternate Counts). Das heißt, Sie behalten eine zweite, ebenfalls plausible Zählung im Hinterkopf. Sollte der Kurs ein kritisches Level für Ihre Hauptzählung durchbrechen, wird die alternative Zählung sofort zum primären Szenario.

Die Profi-Checkliste für Ihre Analyse

Damit Sie bei Ihrer Analyse nichts Wichtiges übersehen, habe ich eine Checkliste zusammengestellt, die ich selbst immer wieder durchgehe. Sie hilft, strukturiert zu bleiben und Vertrauen in die eigene Arbeit zu fassen.

  • Chart und Zeitrahmen gewählt? Mein Tipp: Fangen Sie mit höheren Zeitrahmen wie dem Tages- oder Wochenchart an. Dort ist das "Rauschen" geringer.
  • Plausibler Startpunkt (Tief) identifiziert?
  • Regel 1 intakt? (Welle 2 bleibt über dem Start von Welle 1)
  • Regel 2 intakt? (Welle 3 ist nicht die kürzeste)
  • Regel 3 intakt? (Welle 4 überschneidet Welle 1 nicht)
  • Fibonacci-Retracements angewendet? Passen die Korrekturtiefs zu den typischen Werten?
  • Fibonacci-Extensions genutzt? Ergeben sich realistische Kursziele für die Wellen 3 und 5?
  • Alternative Zählung parat? Was ist mein Plan B, wenn die Hauptannahme scheitert?

Mit dieser strukturierten Herangehensweise wird das Wellenzählen vom reinen Ratespiel zu einem disziplinierten, analytischen Prozess. Jede Analyse, ob erfolgreich oder nicht, schärft Ihr Auge und Ihr Verständnis für den Puls des Marktes.

Häufig gestellte Fragen zur Elliott-Wellen-Theorie

Wer sich in die Elliott-Wellen-Theorie einarbeitet, stößt unweigerlich auf wiederkehrende Fragen und Hürden. Das ist völlig normal, denn die Theorie hat ihre Tücken und erfordert Übung. Hier finden Sie ehrliche Antworten auf die Fragen, die uns in der Praxis am häufigsten begegnen.

Viele Anfänger hadern zum Beispiel mit der vermeintlichen Subjektivität der Analyse. Und ja, am Anfang ist ein gewisses Maß an Interpretation unvermeidlich. Jeder Trader blickt schließlich mit seiner eigenen Perspektive auf den Chart.

Diese Subjektivität lässt sich aber deutlich minimieren. Wenn Sie die drei fundamentalen Regeln konsequent anwenden und Ihre Wellenzählung immer wieder mit Fibonacci-Levels abgleichen, schaffen Sie sich ein solides, datengestütztes Fundament. So wird aus einer reinen Vermutung ein handfestes, begründetes Szenario.

Auf welchen Zeitrahmen funktioniert die Theorie am besten?

Eine klassische Frage dreht sich um den optimalen Zeitrahmen. Das Geniale an der Elliott-Wellen-Theorie ist ihre fraktale Natur – die Muster wiederholen sich auf allen Zeitebenen, ganz gleich, ob Sie den 1-Minuten-Chart oder den Monatschart betrachten.

Für den Einstieg und um ein Gefühl für die übergeordneten Trends zu bekommen, empfehle ich aber ganz klar die höheren Zeitrahmen. Auf dem Tages- oder Wochenchart sind die Muster oft viel sauberer und werden weniger durch kurzfristiges "Marktrauschen" verzerrt. Hier können Sie die Grundstrukturen am besten erkennen und Ihr Auge schulen.

Die Kunst besteht darin, das große Bild auf den höheren Zeitrahmen zu verstehen. Dieses Wissen können Sie dann nutzen, um die kleineren Wellen auf niedrigeren Zeitebenen für präzisere Einstiege zu analysieren.

Kann ich die Elliott-Wellen-Theorie als alleinige Trading-Strategie nutzen?

Obwohl die Theorie ein unglaublich starkes Analyseinstrument ist, sollte sie nur in den seltensten Fällen isoliert zum Einsatz kommen. Sehen Sie die Elliott-Wellen-Analyse am besten als Ihr persönliches GPS für die Märkte: Sie gibt Ihnen den Kontext und zeigt die wahrscheinlichste Route an.

Für die finale Entscheidung, einen Trade einzugehen, sollten Sie sich aber immer zusätzliche Bestätigungen einholen. Die Kombination verschiedener Werkzeuge erhöht die Trefferquote Ihrer Trades ganz erheblich.

Einige Kombinationen, die sich in der Praxis bewährt haben:

  • Relative Strength Index (RSI): Eignet sich perfekt, um Divergenzen aufzuspüren. Diese kündigen oft das Ende einer Welle 5 und damit eine bevorstehende Trendwende an.
  • Volumenanalyse: Ein ansteigendes Volumen kann die Kraft einer Welle 3 bestätigen. Umgekehrt deutet ein nachlassendes Volumen während einer Welle 5 oft auf eine Erschöpfung des Trends hin.

Durch die Verknüpfung dieser Werkzeuge bauen Sie sich ein deutlich robusteres Handelssystem auf.


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